österreichischer Politiker; Sozialdemokrat; Reichsratsabgeordneter 1901-1918; Erster Präsident der österr. Konstituierenden Nationalversammlung und provis. Staatsoberhaupt (bis Ende 1920); ab 1919 langj. Parteivorsitzender; Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien 1923-1934; ab 1945 Abgeordneter im Nationalrat
* 4. September 1869 Wien
† 3. Februar 1950 Wien
Wirken
Karl Seitz wurde am 4. Sept. 1869 in Wien geboren und im städtischen Waisenhaus erzogen. Nach Absolvierung der Volksschule sollte S. das Schneiderhandwerk erlernen, wurde jedoch auf Grund seiner Begabung aufs Lehrerseminar St. Pölten geschickt. Schon als Unterlehrer politisch tätig, war S. Mitbegründer der "Freien Lehrerstimme" und wurde wiederholt diszipliniert. Im Jahre 1896 wurde er Obmann des Zentralvereins der Wiener Lehrerschaft und 1900 vom Wahlkreis Floridsdorf-Stockerau in den Reichsrat, 1901 auch als Sozialdemokrat in den niederösterreichischen Landtag gewählt.
Während des ersten Weltkrieges war S. Präsident der Kriegswirtschaftlichen Kommission, wurde Vizepräsident des Abgeordnetenhauses und Sprecher seiner Partei bei grossen Fragen.
Nach dem Umsturz war S. gemeinsam mit den Abgeordneten Hauser und Dr. Dinghofer einer der drei gleichberechtigten Präsidenten der provisorischen Nationalversammlung. Im März 1919 wurde S. Präsident der Konstituierenden Nationalversammlung mit der gleichzeitigen Funktion als Staatsoberhaupt; 1923 erfolgte seine Wahl zum Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien, ausserdem war er Präsident der Sozialdemokratischen Partei.
Im Verlauf der Februarrevolte 1934 kam ...